Constant de Rebecque

Constant de Rebecque
Constant de Rebecque
 
[kɔ̃stãdərə'bɛk], Henri Benjamin, französischer Schriftsteller und Politiker schweizerischer Abstammung, * Lausanne 23. 10. 1767, ✝ Paris 8. 12. 1830. In seiner Jugend bereiste er u. a. Deutschland, wo er Kammerherr am braunschweigischen Hof war. Für die Französische Revolution begeistert, nahm er 1798 die französische Staatsbürgerschaft an und wurde 1799 (als Oppositionspolitiker) Mitglied des Tribunats, 1802 ausgeschlossen. In den folgenden Jahren hielt er sich u. a. in Deutschland und, mit Madame de Staël, in Coppet am Genfer See auf. Trotz seiner Gegnerschaft zu Napoleon arbeitete er während der Hundert Tage 1815 eine liberale Zusatzakte zur Verfassung des Kaiserreichs aus. Während der Restauration war er (seit 1819) als oppositioneller liberaler Abgeordneter Mitglied der Deputiertenkammer. Er verfasste auch staatstheoretische und politische Schriften, in denen er für eine am britischen Vorbild orientierte konstitutionelle Monarchie eintrat und sich als bedeutender Theoretiker des politischen Liberalismus erwies.
 
Von seinen im engeren Sinn literarischen Werken wurden die autobiographisch gefärbten Romane »Adolphe« (1816; deutsch »Adolph«) und »Cécile« (herausgegeben 1951; deutsch) am bekanntesten; sie spielen vor dem Hintergrund seiner Liebesbeziehungen zu Madame de Staël und zu seiner zweiten Frau, Charlotte von Hardenberg. Die vielschichtige Analyse der Figuren und des eigenen, zwischen Freiheits- und Bindungsverlangen sowie gesellschaftlichen Konventionen stehenden, bindungsunfähigen und durch die gesteigerte Reflexivität isolierten Ich lässt diese Werke zu Vorläufern des psychologischen Romans werden. Ebenfalls von hohem psychologischem, aber auch allgemein kulturhistorischem Interesse sind seine Tagebücher und seine Korrespondenz (u. a. mit Madame de Staël und der gleichfalls befreundeten Madame de Récamier). Darüber hinaus wurde Constant de Rebecque mit Werken zur Religion bekannt, in denen er das Recht des Christen auf innere Freiheit betonte. Er trat auch als Übersetzer hervor (so von Schillers »Wallenstein«).
 
Weitere Werke: Staatstheoretische Werke: De l'esprit de conquête et de l'usurpation (1814; deutsch Über den Eroberungsgeist und die Usurpation im Verhältnis zur europäischen Bildung, auch unter dem Titel Über die Gewalt); Principes de politique. .. (1815); Cours de politique constitutionnelle, 4 Bände (1816-20).
 
Werke zur Religion: De la religion considérée dans sa source, ses formes et ses développements (Band 1-3, 1824-27, Bände 4 und 5, herausgegeben 1831; deutsch Die Religion nach ihrer Quelle, ihren Gestalten und ihren Entwicklungen, 3 Bände).
 
Tagebücher: Journaux intimes (herausgegeben 1895, vollständig 1952; deutschsprachige Auswahl unter dem Titel Reise durch die deutsche Kultur); Le cahier rouge (herausgegeben 1907).
 
Ausgaben: Œuvres, herausgegeben von A. Roulin (31957).
 
Werke, herausgegeben von A. Blaeschke und L. Gall, 4 Bände (1970-72).
 
 
P. Bastid: B. Constant et sa doctrine, 2 Bde. (Paris 1966);
 G. Poulet: B. Constant par lui-même (Paris 1968);
 
Bibliographie analytique des écrits sur B. Constant, hg. v. E. Hofmann u. a. (Lausanne 1980);
 K. Kloocke: B. Constant. Une biographie intellectuelle (Genf 1984);
 D. Wood: Benjamin Constant. A biography (London 1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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